Hunde erfolgreich erziehen ohne Bestrafung und die Erde ist eine Scheibe
von Frau Dr. rer. nat. Iris Mackensen-Friedrichs
Früher dachte man, die Erde sei eine Scheibe und hat sich bekanntermaßen geirrt – ebenso dachte man im letzten Jahrhundert wie auch zum Teil noch heute, Hunde könne und dürfe man ausschließlich durch Belohnung erziehen und trainieren. Auch das ist ein Irrtum, wie ich in diesem Artikel erläutern werde. Dieser Irrtum basiert wahrscheinlich darauf, dass das Gegenstück der Belohnung, die Bestrafung zu Recht in Verruf gekommen war, da viele Hunde in der Erziehung sinnlos verprügelt wurden, wenn sie nicht das machten, was sie sollten. Da umgangssprachlich diese Maßnahmen Bestrafung genannt wurden, wurde letztlich Bestrafung mit Gewalt und destruktiver Aggression gleichgesetzt. Tatsächlich hat sich diese wissenschaftlich falsche Verwendung des Begriffs Bestrafung bis heute bei vielen Hundehaltern, Hundetrainern und Tierärzten gehalten. Ich werde im Folgenden anhand wissenschaftlicher Ergebnisse erklären, warum eine Bestrafung unter dem Paradigma der Lernpsychologie mit Gewalt und destruktiver Aggression nichts zu tun hat.
Dabei geht es nicht darum, Hunde ausschließlich durch Bestrafung zu erziehen, sondern um die Effektivität einer Bestrafung im lerntheoretischen Sinne zu wissen und sie sinnvoll einzusetzen. Hunde ausschließlich durch Bestrafung erziehen zu wollen, erscheint mir genauso dumm wie ausschließlich durch Belohnung. Werden Belohnung und Bestrafung im richtigen Verhältnis (deutlich mehr Belohnung als Bestrafung) angewendet, ebenso wie die weiteren vielen Lernprozesse, stehen die Chancen für eine erfolgreiche Erziehung deutlich höher, als wenn man nur einen kleinen Teil der Lerntheorien nutzt. Berücksichtigt man zudem noch die aktuellen Erkenntnisse über die Biologie unserer Haushunde und über die Mensch-Hund-Beziehung, leitet sich daraus ein hundegerechter Umgang mit dem Hund ab und erspart vielen Hunden und ihren Haltern unnötiges Leid...
Verfasserin: von Frau Dr. rer. nat. Iris Mackensen-Friedrichs
Quelle: CANIS, Zentrum für Kynologie